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Pressemitteilung

Es geht nicht ums Geld: Neue Studie der ESMT Berlin untersucht Motive von Wissenschaftlern

Henry Sauermann, ESMT
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die kommerzielle Aktivitäten verfolgen, also etwa Patente kreieren oder Unternehmen gründen, verdienen in der Regel deutlich mehr als solche, die rein akademisch arbeiten. Geld spielt für ihre Motivation jedoch kaum eine Rolle.

Das zeigt eine neue Forschungsarbeit von Henry Sauermann von der ESMT Berlin, Wesley M. Cohen von der Duke University sowie Paula Stephan von der Georgia State University. Andere Motive wie der Wunsch, eine positive soziale Wirkung zu erzielen, oder der nach intellektueller Herausforderung haben eine weitaus größere Bedeutung. Die Studie mit dem Titel “Not in the job description: The commercial activities of academic scientists and engineers” wurde im Fachmagazin Management Science veröffentlicht.

Anhand von Umfragedaten von über 2.000 Forschenden aus den USA untersuchte das Autorenteam, wie deren kommerzielle Aktivitäten – gemessen an der Zahl der geschaffenen Patente – und Motive zusammenhängen. Besonderes Augenmerk legte das Team auf die vier Motive Anerkennung (durch Kolleginnen und Kollegen), Geld, intellektuelle Herausforderung und soziale Wirkung. Den Daten zufolge gibt es überraschenderweise praktisch keinen Zusammenhang zwischen dem Interesse an Geld und der Zahl der Patentanmeldungen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Betonung der Einnahmen, die Patente potenziell erzielen können, wenig dazu beiträgt, kommerzielle Tätigkeiten von Wissenschaftlern und Ingenieurinnen zu fördern“, sagt Sauermann, der Professor für Strategie an der ESMT ist. „Andere Motive sind sehr viel wichtiger als Geld. Jedoch gibt es zwischen den verschiedenen Fachrichtungen große Unterschiede.“

In den Lebenswissenschaften – wie zum Beispiel der Biologie und der Umweltwissenschaft – ist der Wunsch nach sozialer Wirkung ein besonders starker Antrieb. Forschende, die besonders daran interessiert sind, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten (eine Standardabweichung höher als der Durchschnitt), hatten den Daten zufolge eine fast 60 Prozent höhere Patentzahl. In den Ingenieurswissenschaften spielen dagegen die intellektuelle Herausforderung und die Anerkennung durch Fachkollegen eine wesentliche Rolle. Eine um eine Standardabweichung höhere Punktzahl bei diesen beiden Motiven war mit einem um 68 beziehungsweise 36 Prozent höheren Patent-Output verbunden.

Im Gegensatz dazu zeigt die Studie, dass Mathematikerinnen und Physiker, die einen großen Wert auf die Anerkennung durch Fachkollegen legen, weniger Patente anmelden. “Das deutet darauf hin, dass sich kommerzielle Tätigkeiten in diesem Wissenschaftsbereich – jedoch nur dort – negativ auf die Karriere auswirken können“, so Sauermann.

Allgemein stellt Sauermann fest: „Politische Entscheidungsträger und universitäre Technologietransferstellen sollten berücksichtigen, dass die Motive von Forschenden aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen sehr unterschiedlich sind. Die entsprechenden Unterstützungsmechanismen müssen daher individuell ausgestaltet werden. Vor allem sollte die Bedeutung von Pateneinnahmen nicht übermäßig hochgespielt werden, wie es bisher oft der Fall ist. Anreize wie zum Beispiel die soziale Wirkung angewandter, kommerzieller Wissenschaft sollten dagegen stärker betont werden.“

Mehr Informationen: Cohen, W.M.; Sauermann, H.; Stephan, P. (2020). Not in the job description: The commercial activities of academic scientists and engineers. Management Science.

 

Über die ESMT Berlin

Die ESMT Berlin ist eine weltweit führende Wirtschaftsuniversität. Von 25 globalen Unternehmen gegründet, bietet die ESMT Master-, MBA- und PhD-Studiengänge sowie Managementweiterbildung an. Die Kurse werden auf dem Berliner Campus, an Standorten weltweit, online sowie als hybride Kurse mit Teilpräsenz angeboten. Mit einem Fokus auf Leadership, Innovation und Analytics veröffentlichen die Professorinnen und Professoren der ESMT regelmäßig ihre Forschungsergebnisse in führenden wissenschaftlichen Publikationen. Zusätzlich bietet die ESMT eine Plattform für den Diskurs zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die ESMT ist eine staatlich anerkannte private wissenschaftliche Hochschule mit Promotionsrecht und ist von AACSB, AMBA, EQUIS und ZEvA akkreditiert. Die Business School engagiert sich für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion in all ihren Aktivitäten und Gemeinschaften.