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Pressemitteilung

Erhalten Unternehmen F&E-Zulagen, sind sie eher bereit, Start-ups zu erwerben

Five people sitting around a desk co-working
Laut einer neuen Studie der ESMT Berlin sind Unternehmen, die Forschungs- und Entwicklungszulagen (F&E) erhalten, deutlich eher dazu bereit, von Risikokapital (VC) unterstützte Start-ups zu erwerben und gleichzeitig in ihre eigenen F&E-Bemühungen zu investieren.

Diese Ergebnisse stammen aus der gemeinsamen Forschung von Merih Sevilir, Professor of Finance an der ESMT und Head of the Department of Laws, Regulations and Factor Markets am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), und ihrem IWH-Kollegen William McShane. Die beiden Forschenden wollten verstehen, wie etablierte Unternehmen zum Ökosystem der Start-ups beitragen und darüber hinaus herausfinden, welche Rolle die F&E-Zulage in diesem Markt spielt.

Zu diesem Zweck nutzten Sevilir und McShane Daten von mehr als 3.500 Unternehmen mit Hauptsitz in den USA, die über einen Zeitraum von 25 Jahren Steuergutschriften für Forschung und Entwicklung erhielten. Mithilfe von Merge- und Acquisition-Plattformen (M&A), wie z. B. Thomson Reuters M&A-Daten, untersuchten die beiden Forschenden die Übernahmen jener Unternehmen, die Steuergutschriften erhielten, um zu verstehen, wie sie diese Steuervergünstigungen nutzten; mit dem Ergebnis, dass die Investitionen dieser Unternehmen in Fusionen und Übernahmen mit einem Mittelwert von 104,5 Mio. USD pro Jahr bzw. 115,18 Mio. USD pro Jahr ähnlich hoch sind wie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Stichprobe.

Darüber hinaus fanden beide Forschenden heraus, dass eine Standardabweichung bei den steuerlich bedingten Kosten für F&E-Kapital mit einer etwa 10,6 % geringeren Anzahl an Übernahmen durch VC-gestützte Unternehmen verbunden ist. Dies zeigt deutlich, dass bei einer Erhöhung der F&E-Besteuerung die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen Start-ups erwerben, geringer ist.

Interessanterweise waren größere Organisationen nur daran interessiert, diese Steuergutschriften für Investitionen in VC-gestützte Start-ups zu verwenden, während sie Firmen, die nicht VC-gestützt waren, ignorierten.

“Für Unternehmen, die F&E-Zulagen erhalten, wird ein Großteil der Ausgaben in Humankapital fließen, d. h. in Löhne und Ausgaben für Erfindungen”, sagt Merih Sevilir. “Es gibt jedoch keine Garantie dafür, dass sich diese Investitionen als kosteneffizient erweisen oder gar neue Entwicklungen hervorbringen. Für größere Unternehmen kann es sinnvoller sein, ein Start-up-Unternehmen zu übernehmen, das bereits ein innovatives Produkt oder eine innovative Dienstleistung entwickelt hat, und es bei der Finanzierung der weiteren Entwicklung zu unterstützen, anstatt selbst bei null anzufangen.”

Für Start-ups kann die Übernahme durch ein größeres Unternehmen ein großer Vorteil sein. Sie verfügen in der Regel nicht über das für die Inanspruchnahme von Steuergutschriften erforderliche zu versteuernde Einkommen, so dass sie durch eine Übernahme ihre Wachstums- und Innovationsfähigkeit durch eine größere Finanzspritze steigern können.

Für die Unternehmen wiederum bedeutet die Übernahme dieser leistungsstarken Start-ups eine Diversifizierung ihrer F&E-Anstrengungen und wahrscheinlich eine Verbesserung ihres künftigen Innovationspotenzials, da sie neben ihrem eigenen auch ein externes Team für ihre Erfindungen einsetzen können.

Sevilir und McShane zufolge spielt dieser Umverteilungseffekt der durch die F&E-Steuergutschrift induzierten M&A-Aktivitäten etablierter Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Start-ups, die einen hohen Kapitalbedarf haben, aber nur begrenzt Zugang dazu.

Die Studie wurde in Kooperation mit dem Halle Institute for Economic Research veröffentlicht und kann hier eingesehen werden.
 

Über die ESMT Berlin

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