Trotz der Motivation, neue Ideen und Impulse auszuwählen, lehnen Einzelpersonen und Organisationen diese oft ab oder übersehen sie. Neue Ideen können schwer verständlich erscheinen, riskant und herausfordernd sein, zumal die ihnen innewohnende Unsicherheit eine Vorhersage zu Empfang und Nutzung erschwert.
Linus Dahlander, Professor of Strategy und Inhaber des Lufthansa Group Chair in Innovation an der ESMT, hat in Zusammenarbeit mit Forschenden der Aarhus University, der Warwick Business School und der Bocconi University untersucht, ob abgestellte Mitarbeitende die Auswahl neuer Ideen beeinflussen.
Für die Studie nutzten sie Informationen über entsandte Mitarbeitende, die zwischen 2000 und 2012 bei der National Science Foundation (NSF) tätig waren und holten Informationen über die in den Jahren 1998 bis 2012 vergebenen Forschungszuschüsse ein. Die NSF vergibt Forschungsfonds; Programmleiter senden hierfür Vorschläge zur externen Überprüfung ein und organisieren und leiten dann Expertengremien, bevor sie Finanzierungsempfehlungen oder Entscheidungen treffen. Die NSF betreibt auch ein Abgesandtenprogramm, bei dem ständige sowie temporär beschäftigte Mitarbeitende als Programmleitende fungieren.
Die Neuartigkeit wurde anhand der Ähnlichkeit eines Forschungszuschusses mit früheren Zuschüssen für dasselbe NSF-Programm gemessen. Die Forschenden führten außerdem 37 ausführliche, teilstrukturierte Interviews mit ehemaligen abgeordneten sowie festangestellten Mitarbeitenden und ehemaligen Gremiumsmitgliedern durch.
Die Forschenden fanden heraus, dass die abgestellten Fachkräfte innovativere Ideen einbringen und das ständige Personal so motivieren, es ihnen gleich zu tun. Das deutet darauf hin, dass eine einfache Maßnahme - nämlich der vermehrte Einsatz von abgestellten Mitarbeitenden - die Akzeptanz neuartiger Ideen erheblich steigern kann und bietet damit wertvolle Erkenntnisse für Akteure in Wissenschaft und Innovation. Mit diesem Wissen können Führungskräfte strategisch auf abgestellte Mitarbeitende eingehen und so eine innovativere und anpassungsfähigere Unternehmenskultur fördern.
“Wir haben herausgefunden, dass Beschäftigte, die in andere Bereiche oder gar Organisationen abgestellt werden, nicht nur frische innovative Ideen einbringen, sondern auch Lerneffekte innerhalb einer Organisation fördern und beeinflussen. Ständige Fachkräfte werden motiviert, sich selbst öfter an neue Ideen zu wagen”, erklärt Linus Dahlander. “Ein Umfeld zu kultivieren, das diese Lern-Spillover fördert, kann daher nachhaltige positive Effekte herbeiführen, auch nach dem Ausscheiden der abgestellten Fachkräfte.
Die Produktivität der entsandten Mitarbeitenden bei der Auswahl neuartiger Ideen kann je nach ihrem Verständnis von innovativem Wissen und der Breite ihrer externen Netzwerke stark variieren, was darauf hindeutet, dass dies Schlüsselfaktoren sind, die Führungskräfte bei der Entscheidung über die Einstellung neuer Fachkräfte berücksichtigen sollten.
Diese Studie wurde im Strategic Management Journal veröffentlicht und kann hier eingesehen werden.