Fast alle befragten Start-ups bekennen sich zu verantwortungsbewusstem Unternehmertum. Tatsächlich aktiv geworden sind jedoch nur rund vier von fünf (81 Prozent). Damit zeigt sich eine deutliche Lücke zwischen Anspruch und Umsetzung: Zwar geben fast alle an, entsprechend handeln zu wollen (93 Prozent), umgesetzt wird dies bislang aber nur von einem Teil.
Die Erhebung ordnet verantwortungsvolle Praktiken entlang der vier INNOVA-Säulen, die sich am ESG-Rahmen orientieren: Environment, Social, Governance und ziviles Engagement. Umweltmaßnahmen sind für viele Start-ups der erste Schritt. Etwa zwei von fünf, die sich zunächst auf ein einzelnes Handlungsfeld konzentrieren, beginnen mit Environment-Initiativen (39 Prozent). Insgesamt sind Social-Maßnahmen am weitesten verbreitet (79 Prozent), gefolgt von Governance (78 Prozent) und Environment (67 Prozent). Ziviles Engagement, etwa durch Bildungsprojekte oder lokale Initiativen, spielt mit rund der Hälfte der Befragten (51 Prozent) eine geringere Rolle.
Die häufigsten Hindernisse liegen in fehlenden finanziellen Mitteln und mangelnder Zeit, unterscheiden sich jedoch in den einzelnen Ländern. Während in Deutschland meist finanzielle Einschränkungen im Vordergrund stehen, wird in Frankreich Zeitmangel deutlich häufiger genannt. In Italien hingegen berichten viele Start-ups, dass verantwortungsvolle Maßnahmen mit anderen geschäftlichen Prioritäten konkurrieren.
Nur etwa ein Viertel der Start-ups misst die Wirkung ihrer Aktivitäten (28 Prozent). Unternehmen, die bereits länger am Markt sind, kontrollieren ihre Ergebnisse zwar häufiger, insgesamt bleibt der Fortschritt jedoch begrenzt. Den Unterschied machen äußere Erwartungen. Wenn Investoren, Inkubatoren oder Kunden Nachweise verlangen, kontrolliert etwa die Hälfte der Start-ups ihre Maßnahmen. Ohne diesen Druck tut dies nur etwa jedes sechste (17 Prozent). Insgesamt zeigt sich, dass Verantwortung bislang keine strukturelle Voraussetzung im europäischen Start-up-Ökosystem ist, denn rund die Hälfte der Befragten wurde noch nie nach ihrem Vorgehen gefragt.
INNOVA Europe wurde 2022 von der EDHEC Business School, der ESMT Berlin und der POLIMI Graduate School of Management gegründet. Das Netzwerk vereint zehn europäische Universitäten mit dem Ziel, nachhaltiges Unternehmertum in Europa zu fördern. Das Barometer bietet eine Grundlage, um Start-ups gezielter dabei zu unterstützen, wirtschaftliches Wachstum mit gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung zu verbinden. Der vollständige Bericht ist hier abrufbar.