Obwohl sich der Bürokratiekostenindex im September 2023 in einem historischen Tief befand, das eine Verringerung der bürokratischen Belastung für Unternehmen suggeriert, offenbart der neu entwickelte Bürokratie-Index von Stefan Wagner, Professor of Strategy an der ESMT Berlin, ein gegensätzliches Bild. Dieser Index, der den Umfang der geltenden Bundesgesetzgebung in DIN-A4 Normseiten misst, zeigt einen deutlichen Anstieg von rund 4% pro Jahr seit 2010. Während der Umfang aller Bundesgesetze im Jahr 2010 noch bei etwa 31.000 Normseiten lag, ist dieser im Jahr 2024 auf knapp 50.000 Normseiten gestiegen.
Abbildung 1: Bürokratiekostenindex ermittelt von Prof. Dr. Stefan Wagner, ESMT Berlin
Die Studie hebt hervor, dass eine bloße Zählung von Einzelgesetzen wenig über die tatsächliche Belastung aussagt. „Der derzeitige Fokus auf Bundesgesetzgebung ist natürlich eine Vereinfachung“, erläutert Prof. Wagner. „Eine weitaus größere Zahl gesetzlicher Regelungen findet sich in Durchführungsverordnungen, Landesgesetzen, EU-Gesetzgebung etc.“ Aus diesem Grund plant Prof. Wagner, den Index jährlich zu veröffentlichen und die Datenbank fortlaufend zu erweitern, um ein umfassenderes Bild der Bürokratisierung in Deutschland zu erhalten.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit für politische Entscheidungsträger, Maßnahmen zur Vereinfachung der Gesetzgebung und zur Reduzierung bürokratischer Hürden zu ergreifen. Sie zeigen auch die Bedeutung von Forschung und Datenanalyse auf, um die Diskussion über Bürokratie und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft anzuregen und Veränderung herbeizuführen.