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12.08.2025
Leadership development

Führungsstile im Wandel: zwischen Tradition und Innovation

Dieser Artikel beleuchtet die Vielfalt der Führungsstile, gibt Einblicke in die Entdeckung des eigenen Führungsstils und bietet Strategien, um bei Bedarf neue Ansätze zu übernehmen.
| 12.08.2025
A music conductor leading an orchestra

Führung ist eine dynamische und sich stetig weiterentwickelnde Disziplin. Im heutigen, sich rasant verändernden globalen Umfeld müssen erfolgreiche Führungskräfte sowohl klassische Führungsmodelle als auch zeitgemäße Ansätze verstehen, um ihre Teams wirksam zu leiten. Die Frage lautet nicht immer: modern oder klassisch? Beide Ansätze haben – je nach Zielsetzung – ihre Stärken und funktionieren oft am besten in einem ausgewogenen Zusammenspiel. Erfolgreiche Führungsstile sind häufig hybride Formen, geprägt von Persönlichkeit, Kontext, internen Teamdynamiken und weiteren Faktoren.

 

Traditionelle Führungsstile

Historisch gesehen konzentrierten sich Führungstheorien auf strukturierte, hierarchische Modelle, die Autorität, Kontrolle und klare Vorgaben betonen. Zu den bekannten traditionellen Stilen zählen:

Autoritärer Führungsstil

Führungskräfte treffen Entscheidungen einseitig und erwarten von den Teammitgliedern Gehorsam. Dieser Stil kann in Krisensituationen oder bei zeitkritischen Entscheidungen effektiv sein.

Transaktionaler Führungsstil

Basiert auf einem System von Belohnungen und Sanktionen, ist auf Aufgaben fokussiert und in etablierten Verfahren verankert.

Bürokratischer Führungsstil

Legt den Schwerpunkt auf die strikte Einhaltung von Regeln und Verfahren. Er ist besonders in stark regulierten Umfeldern sinnvoll, in denen Konsistenz erforderlich ist.

Obwohl sich diese Stile in bestimmtem Kontext als wirksam erwiesen haben, können sie Innovation und Mitarbeiterengagement einschränken, wenn sie zu starr angewendet werden.

Dennoch ist anzumerken, dass Belohnungssysteme in vielen Organisationen weiterhin üblich sind. Sie sind nicht per se negativ, da sie sehr motivierend wirken können, wenn Aufgaben und Leistungserwartungen klar definiert sind.

 

Warum traditionelle Führungsstile laut Kritikern nicht mehr funktionieren

Traditionelle Führungsstile – geprägt von Hierarchie, Top-down-Entscheidungen und starren Strukturen – passen immer weniger zu einer dynamischen und vernetzten Welt. Mehrere grundlegende Entwicklungen erklären diesen Wandel:

1.  Veränderte Erwartungen der Mitarbeitenden

Heutige Beschäftigte legen Wert auf Autonomie, Sinnhaftigkeit und Inklusivität. Sie wollen Ideen einbringen, über Hierarchieebenen hinweg zusammenarbeiten und gehört werden – Erwartungen, die starre Führungsstrukturen oft unterdrücken.

2. Beschleunigtes Tempo des Wandels

Globale Märkte, Technologien und Geschäftsmodelle verändern sich rasanter denn je. Führungskräfte müssen Agilität, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliches Lernen fördern. Command-and-Control-Ansätze bremsen Organisationen und behindern Innovation.

3. Komplexität erfordert gemeinsames Problemlösen

Die heutigen Herausforderungen sind vielschichtig und verlangen nach unterschiedlichen Perspektiven sowie interdisziplinärer Teamarbeit. Traditionelle Führung setzt jedoch häufig auf individuelle Autorität statt auf kollektive Intelligenz.

4. Inklusivität und Zugehörigkeit sind entscheidend

Erfolgreiche Organisationen leben Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion nicht nur als Werte, sondern als Treiber für Innovation und Resilienz. Führung, die Empathie, kulturelles Bewusstsein und psychologische Sicherheit priorisiert, ist veralteten autoritären Ansätzen deutlich überlegen.

5. Digitalisierung und Remote-Arbeit verändern Zusammenarbeit

Verteilte Teams und digitale Kollaboration erfordern vertrauensbasierte Führung. Mikromanagement ist in räumlich und zeitlich flexiblen Arbeitsmodellen nicht nur unpraktisch, sondern schädlich.

Kurz gesagt:
Organisationen, die an traditionellen Führungsstilen festhalten, riskieren den Verlust von Talenten, Agilität und Relevanz. Moderne Führung hingegen setzt auf Anpassungsfähigkeit, Inklusion, geteilten Sinn und menschenzentrierte Ansätze.

 

Moderne Führungsstile

Zeitgemäße, gute Führung setzt zunehmend auf Zusammenarbeit, emotionale Intelligenz und Anpassungsfähigkeit. Die folgenden modernen Führungsstile spiegeln diesen Wandel wider:

Transformationaler Führungsstil

Zielt darauf ab, Teammitglieder zu inspirieren und zu motivieren, über sich hinauszuwachsen. Führungskräfte setzen auf Vision, Innovation und persönliche Weiterentwicklung.

Servant Leadership (dienende Führung)

Stellt die Bedürfnisse des Teams in den Vordergrund. Führungskräfte fördern Vertrauen, Zusammenarbeit und eine unterstützende Kultur.

Demokratischer (partizipativer) Führungsstil

Bezieht Teammitglieder aktiv in Entscheidungen ein, holt Feedback ein und stärkt so Eigenverantwortung und Engagement.

Coaching-orientierter Führungsstil

Fördert Einzelne durch gezielte Anleitung und Mentoring, mit dem Schwerpunkt auf langfristiger Entwicklung.

Adaptiver Führungsstil

Reagiert flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen und befähigt Teams, zu experimentieren und aus Erfahrungen zu lernen.

Inklusiver Führungsstil

Schätzt Vielfalt aktiv, sucht gezielt unterschiedliche Perspektiven und integriert diese. Schafft ein Umfeld, in dem sich alle respektiert, gestärkt und in der Lage fühlen, ihr volles Potenzial einzubringen.

 

Vorteile moderner Führungsstile

Moderne Ansätze – wie transformationales, dienendes, inklusives oder agiles Führen – bieten in der heutigen komplexen und schnelllebigen Welt zahlreiche Vorteile.

1. Mehr Innovation und Kreativität

  • Neue Führungsstile fördern ein kollaboratives Umfeld, in dem Ideen offen geteilt und weiterentwickelt werden können.
  • Unterschiedliche Perspektiven werden geschätzt, was zu kreativeren Problemlösungen und bahnbrechenden Innovationen führt.
  • Psychologische Sicherheit ermutigt Teammitglieder, kalkulierte Risiken einzugehen und zu experimentieren.

2. Höhere Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit

  • Empowernde Führungsstile erkennen individuelle Stärken und Ziele an und fördern sinnstiftende Arbeit.
  • Inklusive und empathische Führung stärkt Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl – und reduziert so die Fluktuation.
  • Mitarbeitende sind motiviert und engagiert, wenn sie sich gehört, geschätzt und respektiert fühlen.

3. Bessere Anpassungsfähigkeit und Resilienz

  • Moderne Führung fördert Agilität: Teams können schnell auf neue Herausforderungen oder Chancen reagieren.
  • Führungskräfte leben kontinuierliches Lernen vor und helfen so, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
  • Dezentrale Entscheidungsprozesse ermöglichen schnellere und wirksamere Antworten auf komplexe Situationen.

4. Stärkere Unternehmenskultur und Zusammenarbeit

  • Menschenzentrierte Führung schafft eine offene, respektvolle und unterstützende Kultur.
  • Bereichsübergreifende Zusammenarbeit fällt leichter, wenn Hierarchien weniger starr sind.
  • Solche Kulturen ziehen vielfältige Talente an und fördern globale Perspektiven.

5. Bessere Geschäftsergebnisse

Studien zeigen, dass Unternehmen mit modernen, inklusiven Führungsansätzen häufig:

  • höhere Innovationsraten,
  • bessere finanzielle Ergebnisse,
  • höhere Kundenzufriedenheit und
  • ein stärkeres Arbeitgeber- und Unternehmensimage erzielen.

Kurz gesagt:
Moderne Führung formt Organisationen, die innovativer, agiler, inklusiver und menschenzentrierter sind – Eigenschaften, die sowohl kurzfristige Leistung als auch langfristige Nachhaltigkeit fördern. Sie sind entscheidend für die Entwicklung von Unternehmergeist (Entrepreneurship) und den Führungskräften von morgen.

Gleichzeitig werden moderne Führungsstile auch kritisch betrachtet. In der einschlägigen Fachliteratur wird etwa „Servant Leadership“ zunehmend in Hinblick auf Machtverteilung, Rollenklarheit oder das Risiko einer Überforderung diskutiert.

 

Führungsstile nach Daniel Goleman

Wie bereits zu Beginn dieses Artikels erwähnt, gibt es nicht den einen „richtigen“ Führungsstil. Wichtig ist es, die eigenen dominanten Stile zu kennen, sie bewusst einzusetzen und das Repertoire für situationsgerechte Führung zu erweitern. Der renommierte Psychologe und Autor zum Thema emotionale Intelligenz, Daniel Goleman, identifizierte in seinem wegweisenden Artikel „Leadership That Gets Results“ (Harvard Business Review, 2000) sechs unterschiedliche Führungsstile. Jeder dieser Stile leitet sich aus verschiedenen Komponenten emotionaler Intelligenz ab und ist für bestimmte organisatorische Kontexte besonders geeignet. Hier ein Überblick:

 

1. Zwingender Stil („Tu, was ich sage“)

  • Merkmale: Fordert sofortige Befolgung, übt strikte Kontrolle aus und trifft Entscheidungen einseitig.
  • Geeignet, wenn: Eine Krise oder eine Wende erforderlich ist.
  • Wirkung: Kurzfristig wirksam, langfristig jedoch oft schädlich für Moral und Motivation.

2. Autoritativer Stil („Komm mit mir“)

  • Merkmale: Begeistert Menschen für eine Vision, gibt klare Richtung vor und motiviert durch Überzeugung.
  • Geeignet, wenn: Eine neue Vision oder klare Orientierung gebraucht wird.
  • Wirkung: Insgesamt am positivsten; fördert Klarheit und Engagement.

3. Affiliativer Stil („Die Menschen zuerst“)

  • Merkmale: Stellt emotionale Bedürfnisse in den Vordergrund, schafft Harmonie und betont Beziehungen.
  • Geeignet, wenn: Konflikte im Team gelöst oder die Moral gestärkt werden soll.
  • Wirkung: Baut starke emotionale Bindungen auf, kann jedoch dazu führen, dass Leistungsmängel nicht angesprochen werden.

4. Demokratischer Stil („Was denken Sie?“)

  • Merkmale: Legt Wert auf Mitwirkung und Beteiligung, fördert Konsens.
  • Geeignet, wenn: Die Zustimmung des Teams wichtig ist oder das Team kompetent und motiviert ist.
  • Wirkung: Stärkt Moral und Innovation, kann jedoch zu Entscheidungsunfähigkeit führen.

5. Leistungsorientierter Stil („Mach es wie ich – und zwar jetzt“)

  • Merkmale: Setzt hohe Standards, geht mit gutem Beispiel voran, erwartet Spitzenleistungen und Eigenverantwortung.
  • Geeignet, wenn: Schnelle Ergebnisse von einem hochqualifizierten Team verlangt werden.
  • Wirkung: Kann Produktivität steigern, führt aber oft zu Überforderung und Demotivation.

6. Coaching-Stil („Versuch es so“)

  • Merkmale: Fördert persönliche Entwicklung, unterstützt beim Ausbau von Stärken und beim Abbau von Schwächen.
  • Geeignet, wenn: Mitarbeitende ihre Schwächen kennen und bereit sind, daran zu arbeiten.
  • Wirkung: Baut langfristige Stärken auf, erfordert jedoch Zeit und Geduld.

Golemans Fazit:
Die wirksamsten Führungskräfte können je nach Situation und Team-Bedürfnissen flexibel zwischen den Stilen wechseln. Die Beherrschung mehrerer Führungsstile und ihr bewusster Einsatz sind ein Kennzeichen emotional intelligenter Führung.

 

So finden Sie Ihren Führungsstil

Den eigenen Führungsstil zu entdecken, ist ein fortlaufender Prozess von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Die folgenden Schritte können dabei helfen:

1. Stärken und Werte analysieren
Überlegen Sie, was Ihnen als Führungskraft besonders wichtig ist: Innovation, Stabilität, Empathie oder Ergebnisse?

2. Feedback einholen
Bitten Sie Kolleginnen, Mentoren und Teammitglieder um ehrliches Feedback zu Ihrem Führungsverhalten.

3. Ausprobieren
Testen Sie unterschiedliche Führungsansätze in verschiedenen Situationen, um herauszufinden, was bei Ihrem Team gut ankommt und sich für Sie authentisch anfühlt.

4. Analyse-Tools nutzen
Instrumente wie das Leadership Practices Inventory (LPI) oder der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) können wertvolle Erkenntnisse liefern.

5. Professionelle Weiterbildung
Nehmen Sie an speziellen Leadership-Programmen teil, um Ihr Potenzial zu erkennen und Ihre Führungsfähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln.

 

So setzen Sie neue Führungsstile um

Die Einführung neuer Führungsstile erfordert bewusstes Üben und Offenheit für Veränderungen:

1. Mit kleinen Schritten beginnen
Integrieren Sie neue Verhaltensweisen schrittweise – zum Beispiel, indem Sie in Teambesprechungen häufiger Fragen stellen oder regelmäßiger Feedback geben.

2. Vorbild sein
Leben Sie durch Ihr eigenes Handeln die Führungsqualitäten vor, die Sie entwickeln möchten.

3. Wachstumsorientiertes Denken fördern
Verstehen Sie Führung als fortlaufenden Lernprozess – für sich selbst und für Ihr Team.

4. An die Unternehmenskultur anpassen
Ein Führungsstil, der Zusammenarbeit, Neugier und Mut fördert, passt gut zu unseren Werten.

5. Geduldig und ausdauernd sein
Die Veränderung von Führungsgewohnheiten braucht Zeit. Bleiben Sie konsequent und holen Sie sich Unterstützung von Kolleginnen, Kollegen oder Coaches.

 

Fazit: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Führungsstil

Die meisten Führungskräfte kombinieren ganz selbstverständlich Elemente moderner und traditioneller Ansätze und passen ihren Stil sowohl an ihre persönlichen Stärken als auch an die spezifischen Bedürfnisse ihres Teams, die Unternehmenskultur und das externe Umfeld an.

Dieser flexible, situationsabhängige Ansatz spiegelt die Realität wider, dass wirksame Führung dynamisch und vom Kontext geprägt ist.

Den eigenen Führungsstil zu verstehen und weiterzuentwickeln, ist in der heutigen vielfältigen und komplexen Arbeitswelt unerlässlich. Während traditionelle Stile Struktur und Effizienz bieten, fördern moderne Ansätze Innovation, Engagement und Inklusivität. Die erfolgreichsten Führungskräfte sind jene, die ihren Stil an die Bedürfnisse ihrer Teams und die Herausforderungen der Situation anpassen – stets lernend, stets wachsend.

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